ACC Newsticker - Habe ich eine Chance oder sind die Clubs stärker?

Eiserner Marathoni liebt die Herausforderung.

Daniel Turß – unterwegs vom Schauenforst nach Jena-Maua zum Schiller-Staffellauf 2017
Daniel Turß – unterwegs vom Schauenforst nach Jena-Maua zum Schiller-Staffellauf 2017

Schon zu Beginn der Challenge fiel auf: Daniel Turß ging beizeiten auf Kurs. Und er hielt ihn tapfer, obwohl es hart für ihn war und Kontrahent Stefan Eberhardt ihn schon „in die Hacken trat“. Doch Platz zwei wollte er sich nicht nehmen lassen: „Da bin ich eben noch ein, zwei Kilometer um den Block gelaufen – war ja erlaubt!“ Daniel witzelt, gab aber insgeheim zu es sich genau zu überlegen, ob er so etwas tatsächlich noch einmal in seinem Leben machen will – knapp 430 km in nur 17 Tagen. Daniel ist ein angenehmer Zeitgenosse. Er lacht viel während unseres Telefonates. Man fühlte Erleichterung und Freude. Ein lockeres Gespräch, dass mich neugierig machte, und so ließ mich der Strongman ein Stück weit hinter seine Kulissen blicken:

Dass ihn Wind und Wetter nicht stören, hat er wohl seiner Kindheit zu verdanken, die er auf der Insel Rügen verbracht hat. Noch in den 80er Jahren zog Daniel in seine, so sagt er, Heimatstadt Erfurt. Da es dort nicht allzu bergiger zuging, als auf der Insel, zog es ihn schon früh in den Erfurter Süden, auf den Riechheimer Berg hinauf. Schließlich wollte Daniel auch mal den Puls beim Laufen fühlen. Dort dreht der heute 47-jährige auch derzeit wieder seine Runden, wenn es auch nicht immer so war. Seit 20 Jahren zieht er die Laufschuhe nicht mehr aus. Was am Anfang eine Wette zu einem 2-Stundenlauf war, den er weit vor seinen Compagnons beendete, steigerte sich für den Berufssoldaten bis hin zum Marathon: Halle-Leipzig, Köln und München. All diese Strecken kennt Daniel. Dann, in Wilhelmshaven, knackte er die 4-Stunden-Marke – dank eines motivierenden Hasen, erinnert er sich und lacht verschmitzt. Wunderbar schön und grausam zugleich fühlte sich der Kyffhäuser-Bergmarathon für ihn an. Nach einer Weile waren für ihn dann auch die reinen Marathonläufe keine wirkliche Herausforderung mehr. So fand er sein neues Domizil in den Landschafts- und Hindernisläufen. Hieß es hierbei, die eigene Leistungsfähigkeit den Bedingungen im Gelände anzupassen. Wieder Blut geleckt, konnte er dem Rennsteig-HM, den Jenaer Kernbergen und dem Thüringen Ultra als Teil einer Staffel nicht widerstehen. Auch über die Grenzen hinaus laß man seinen Namen in Ergebnislisten, so bspw. beim Mittsommernachtslauf in Krakow am See oder beim Kemptener Voralpenmarathon.

 

Wie in fast jedem Läuferleben kam es auch bei Daniel zu einem Bruch – und so wollten ihn seine Füße zunächst einmal nicht mehr über weite Strecken hinweg tragen. Nach einiger Zeit, die er dann mit dem Bike durch die Landschaft zog, versuchte er es wieder. Was war sein Rezept für einen Neueinstieg? Daniel änderte Zeiten und Orte. Er lief nicht mehr die alten Strecken, kannte er ja die Durchlaufzeiten, die ihn sicher demotiviert hätten, denn er erreichte diese lange Zeit nicht wieder. Doch führte ihn die Bewegung auf zwei Beinen erneut ins Glück. Es tat ihm unendlich gut und er tankte neue Kraft. Kraft, die ihn zu der Entscheidung brachte, es erneut mit einem alten Marathon aufzunehmen. Nochmal Halle-Leipzig. Die Strecke kannte er. Trotz unterdefinierter Trainings ging er an den Start und – obwohl er sich vornahm defensiv zu laufen, schaltete sein Körper auf Automodus: 4:32 h – und Stolz wuchs in ihm auf. Sein letzter Marathon seit vier Jahren.

 

Daniel möchte weiterhin laufen. Ohne Zwänge, Tempo und Strecken. Er genießt es, sich zu bewegen und die schönen Dinge entlang der Laufstrecken zu beobachten. So erfreut er sich daran, andere Menschen laufen oder auch nur walken oder spazieren gehen zu sehen und wünscht sich, möglichst selbst noch lang so sportlich aktiv sein zu dürfen. Dennoch sucht er ab und zu die Herausforderung. Da dürfen es auch gleich mal 4400 Höhenmeter sein, wie etwa beim Stoneman Miriquidi via Bike im Erzgebirge oder im Schlamm Burgen beim Legend of Cross in Mühlberg erklimmen.

 

Trotz eines kargen Jahres 2020 bescherte er sich selbst 5.100 Laufkilometer. Allein im Dezember, so teilt er stolz mit, hat er nach Höhenmetern den Mount Everest bestiegen.

 

Wieso nun so eine Challenge bei all diesen herausragenden Ereignissen? „Ich wollte mal sehen, was ich im Stande bin zu leisten“, dachte sich der Erfurter, als er bei Strava stöberte und auf unser Angebot stieß. „Habe ich eine Chance in die Top Ten?“, fragte sich der Einzelläufer, der keinem Erfurter Verein angehört, „oder sind die in den aktiven Clubs laufenden um so vieles stärker?“ Die Antwort hat sich Daniel wohl selbst gegeben! Hut ab vor dieser herausragenden Leistung! Hart war es für ihn schon, gab er zu, aber den stolz konnte man dennoch heraushören. Und er ist froh darüber, dass er die Challenge rechtzeitig zu Ende bringen konnte. Denn sein Dienstherr rief ihn aktuell nach Berlin ab – Unterstützung der Impfkampagne. Kein leichter Beruf in diesen Zeiten, aber seine Berufung – wortwitzelt der sympathischen Läufer. Mit „vielleicht läuft man sich mal übern Weg“ endet unser Telefonat. Die Laufschuhe hatte er sicherlich schon eingepackt!

 

Text: Roberto

 

Foto: Daniel

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Jan Kolbe (Mittwoch, 13 Januar 2021 17:06)

    Sehr schöner Beitrag !!!

  • #2

    Mariann (Mittwoch, 13 Januar 2021 17:44)

    Herzlichen Glückwunsch :-)!
    Daniel ist der Beste <3

    Achja, sehr schön geschrieben!

 

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