Auf gehts in den hohen Norden

Was ist das Schönste am Laufen? Man kann es wirklich überall auf der Welt betreiben. Man muss nur den inneren Schweinehund überwinden und schon kann es losgehen.

 

Nachdem ich nun schon seit einigen Jahren die Laufschuhe für den Laufclub Rudolstadt (LCR) anziehe, war es mir eine Herzensangelegenheit die grünen Farben des LCR auch einmal im Ausland zu vertreten.

 

Auf meiner diesjährigen Norwegenreise bot sich endlich die Gelegenheit dazu, nachdem ich die Reise durch die coronabedingten Einschränkungen leider mehrfach verschieben musste. 

 

Mein Ziel: Spitzbergen, in der Landessprache auch unter dem Namen Svalbard bekannt. Bereits die Anreise dorthin ist ein kleines Abenteuer. Das norwegische Festland ist nämlich eineinhalb Flugstunden von der arktischen Inselgruppe entfernt. Der größte Ort Longyearbyen hat etwas mehr als 2.000 Einwohner, liegt auf dem 78. Breitengrad Nord und die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei -5°C. Dank des Golfstromes klettert das Thermometer zumindest im Sommer gelegentlich in den Plusbereich.

 

Bei meiner Ankunft am 02.06.2023 auf dem Flughafen Svalbard staunte ich nicht schlecht. Die Gipfel der umliegenden Berge waren noch immer schneebedeckt. Da man sich hier schon weit über dem Polarkreis befindet, geht die Sonne im Juni überhaupt nicht mehr unter. Schon die 1°C - 4°C während meines Aufenthalts hießen somit auch: Tauwetter. Der Schnee wurde von Tag zu Tag weniger.

 

Bereits am gleichen Tag ging es für mich noch zur Sporthalle in Longyearbyen, wo ich meine Startunterlagen für den Spitsbergen Marathon 2023 abholen konnte. Wichtigste Regel dabei – beim Betreten des Gebäudes müssen wirklich alle ihre Schuhe ausziehen. 

 

Schon am Folgetag, dem 03.06.2023 startete der Lauf pünktlich um 10:00 Uhr für alle Marathonläufer. 120 Personen waren für diese Distanz gemeldet. Etwas zeitversetzt konnten zudem auch der Halbmarathon, oder die 10km Distanzen absolviert werden. Für mich war es der 7. Marathon meiner Läuferkarriere und der mit Abstand schwierigste. Die Bedingungen waren alles andere als einfach. Die Temperatur betrug 1°C und während man seine Schleifen durch den kleinen Ort drehte, wollte man dank des sonnigen, wolkenlosen Himmels am liebsten kurzärmelig laufen. Ein beachtlicher Teil der Strecke verlief aber direkt am Fjord entlang und am Wasser wurde das Klima deutlich rauer, kälter und windiger. So war jeder gut beraten, der Mütze und Handschuhe zum Überziehen bei sich trug. Der gesamte Lauf war wirklich super organisiert. Alle 5km gab es Essen und Trinken. Alles was das Läuferherz begehrt wurde angeboten. Auch die Einheimischen ließen sich nicht lumpen und feuerten die Läufer aller Distanzen mit kräftigen "Heia Heia" Rufen an. 

Das skurrilste an diesem Lauf waren für mich die Streckenposten an den Wendeschleifen am Ortsausgang, denn sie waren bewaffnet. Während man im Ort bedenkenlos vor die Tür gehen kann, ist außerhalb der Ortschafft Vorsicht geboten. Warnschilder deuten immer wieder darauf hin, hier kann man auf Eisbären treffen. Aber dank der Wachposten brauchten wir Läufer uns darum zum Glück keine Sorgen zu machen. So konnte ich mich mit voller Kraft auf meinen Lauf konzentrieren. Und damit war ich auch gut beschäftigt. Im Vorfeld konnte ich leider nicht so intensiv trainieren, wie ich es eigentlich vor großen Läufen gewohnt bin. Zum Start war ich mir noch nicht einmal sicher, ob ich es überhaupt bis ins Ziel schaffe. Für die Marathondistanz braucht man nicht nur trainierte Beine. Spätestens ab Kilometer 35 ist es auch Kopfsache! Die Beine werden immer schwerer und man ist gewillt, die Strecke zu gehen oder komplett aufzuhören. Die ersten 21km waren überhaupt kein Problem für mich. Ich hatte mich einem Pärchen aus Leverkusen angeschlossen und wir liefen gemeinsam die erste der beiden Runden durch diese herrliche Naturlandschaft. Zur Halbzeit zeigte meine Uhr 2h20min. Ganz passabel, dachte ich mir noch. Doch dann ließ meine Kondition stark nach und mein Trainingsrückstand machte sich bemerkbar. Ich wechselte immer öfter ins schnelle Gehen. Die letzten 2km biss ich noch einmal die Zähne zusammen und kam dann mit einer Zeit von 5h19min ins Ziel.

 

Dort erwarteten mich der Sprecher des Events, mit dem ich bereits beim Hinflug Freundschaft geschlossen hatte, Damen in heimischer Tracht zur Medaillenübergabe und natürlich meine Freundin Steffi, die mich fleißig angefeuert hat. Ich war einfach nur überglücklich, den nördlichsten Marathon der Welt gemeistert zu haben.

 

Wer Freude am Laufen hat, der kann sich gerne beim Laufclub Rudolstadt melden. Der Verein ist auf vielen Events, auch mit deutlich kürzeren Laufstrecken, vertreten. Bei den regionalen Läufen des LCR wird auch den Kleinsten die Möglichkeit geboten, sich sportlich zu betätigen. Und vielleicht seid Ihr dann die Nächsten, die die Welt mit einem Shirt vom Laufclub Rudolstadt ein bisschen grüner machen.

 

 

Text: Stefan Eberhardt

Fotos: Stefanie Metzger

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Jürgen Klöpfel (Samstag, 24 Juni 2023 11:19)

    DANKE für den schönen Bericht Stefanie & Stefan

 

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